Warum wir die 4-Tage-Woche eingeführt haben

Christian Leidinger, Geschäftsführer Die Køje

Auszug aus der Pressemitteilung.

(Beitrag vom 22.10.2019)

Darum eine 4-Tage-Woche

Die Tischlerei Die Køje reagiert auf das Klimaproblem, den Fachkräftemangel sowie gängige Arbeitszeitmodelle in der Branche, indem sie die 4-Tage-Woche für alle Mitarbeiter/innen in Bludenz einführt. Damit ist das einstige Start-up der erste Handwerksbetrieb in Vorarlberg, der sich von der 5-Tage-Woche abwendet. Nur mehr vier Arbeitstage pro Woche bedeuten mehr Freizeit, eine CO2- sowie Heizkostenreduktion und begünstigt die Mitarbeitersuche.

Zahlen und Fakten zur 4-Tage-Woche

Freitag, 10:00 Uhr, Fabrik Klarenbrunn: In der Produktion der Køje stehen die Maschinen still, im Büro ist kein Telefonläuten zu hören. Das ist auf die 4-Tage-Woche zurückzuführen: Seit etwas mehr als zwei Monaten arbeiten alle Mitarbeiter/innen der Produktion und der Verwaltung nur mehr an vier Tagen der Woche. „Wir haben unsere wöchentliche Arbeitszeit um drei Stunden pro Woche gekürzt – alle arbeiten jetzt wöchentlich 37 Stunden“, erklärt Geschäftsführer Christian Leidinger und meint weiter: „Das sind pro Kopf 25 Minuten mehr pro Tag, aber eben nur an vier Tagen. Beim Gehalt ändert sich nichts.“
 

Gründe für eine Reduktion der Tage von ursprünglich viereinhalb auf vier gibt es mehrere: Dadurch, dass alle Mitarbeiter/innen nur mehr vier Tage pro Woche in die Firma kommen, reduzieren sich der CO2-Ausstoß als auch die Heizkosten um jeweils 20 Prozent. Zudem lassen sich Familie, Freizeit sowie Beruf besser vereinen und die Erholungsphase ist deutlich länger. Der Bludenzer Unternehmer sieht das Zeitmodell aber auch als positiven Schritt in Richtung Mitarbeiterfindung: „Wir als Handwerksbetrieb haben es nicht leicht, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden. Die 4-Tage-Woche empfinde ich als riesengroßen Anreiz, so ist es doch in anderen Handwerksbetrieben oftmals der Fall, dass sogar am Samstag gearbeitet wird“.

Die Køje-Werkstatt

Weniger Arbeitszeit bedeutet nicht mehr Druck

Entgegen dem schwedischen Arbeitszeitenmodell der 6-Stunden-Tage, das sich durchaus bewährt hat, hat sich die Zirbenbettenmanufaktur dafür entschieden, nicht die tägliche Arbeitszeit, sondern die wöchentlichen Arbeitstage zu reduzieren. „Ziel unseres neuen Arbeitszeitmodells ist es ganz klar nicht, innerhalb weniger Zeit mehr leisten zu müssen. Ich möchte auf keinen Fall, dass sich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Druck gesetzt fühlen“, so Leidinger, und führt weiter aus: „Wir haben diverse Prozesse optimiert und haben gesehen, dass wir unser Arbeitspensum so auch innerhalb von vier Tagen schaffen können. Warum also nicht ein neues Modell ausprobieren?“

Zeichen setzen gegen 12-Stunden-Tag

Christian Leidinger hat neben den Vorteilen, die das Zeitmodell für ihn und seine Mitarbeiter/innen bietet, auch ganz klar den Fokus, ein Zeichen zu setzen: „Ich möchte Vorreiter sein, wenn es darum geht, die Arbeitskultur zu überdenken. Dabei denke ich die ‚Arbeit der Zukunft‘ nicht nur an, ich möchte ein ‚Macher‘ sein. Für mich ist der 12-Stunden-Tag ein Schritt in die falsche Richtung: Mit der 4-Tage-Woche zeigen wir auf, dass es auch in diese Richtung funktioniert. Sollten wir merken, dass dieses Modell im Arbeitsalltag auf Dauer doch nicht einsetzbar ist, finden wir eine andere Lösung – abseits von Mehrarbeit.“

Demokratische Abstimmung: Køje-Mitarbeiter/innen pro 4-Tage-Woche

Anfang Oktober 2019 – nachdem eine Testphase von zwei Monaten absolviert war – stimmten die Køje-Mitarbeiter/innen klar und fast einstimmig für eine Einführung der 4-Tage-Woche. „Natürlich muss ich sagen, dass mir ein Freitag-Vormittag im Büro manchmal fehlt. Ich musste manche Prozesse etwas überdenken. Wenn beispielsweise ein Arbeitskollege im Büro ausfällt, ist die Umverteilung aufgrund der weniger zur Verfügung stehenden Tage schon herausfordernd“, berichtet Patrizia Luger, zuständig für Finanzen und Organisation, und meint abschließend: „Mit etwas Selbstorganisation und der Bereitschaft, flexibel zu sein und zu reagieren, sehe ich keinen Grund, der gegen eine 4-Tage-Arbeitswoche spricht.“